Tourenbericht

Mit Öffis ins Safiental – der Versuch einer nachhaltigeren Skitour

17-20. Februar. Raus aus dem stressigen Arbeitsalltag, rein in diese herrliche Ruhe und die wunderschöne Landschaft. Es gibt doch wirklich wenig Schöneres, als eine Skitour. Und doch lässt sich auch hier eine Tatsache nicht mehr verdrängen: Die Klimakrise kommt, und zwar schneller als gedacht. Mitte Februar und kaum Schnee. Schneefelder-Hopping, quasi Slalom um die freien Wiesenstücke und Latschen. Ein Luxus-Problemchen, lässt aber die Sorge wachsen was da noch auf uns alle zukommt. Und leider – das kann man sich nicht schönreden – tragen wir Bergsportler*innen unseren Teil dazu bei. „Wintersport ist Motorsport“, hat mir mal jemand gesagt. Stimmt leider, meistens. Also versuchen wir es mal anders: Eine nachhaltigere Skitour. Heißt konkret: Mit den Öffis ins Safiental. Das Safiental, wie auch viele andere Orte in der Schweiz, ist dafür hervorragend geeignet. Täglich fährt hier im 2-Stunden-Takt der Postbus bis ganz nach hinten ins abgelegene Tal. Und die Verbindung von Tübingen dauert auch nur wenig länger als mit dem Auto. Klingt super. Wird so geplant.

Die Umsetzung ist dann allerdings doch etwas komplizierter. Um mit dem letzten Bus ins Tal zu kommen, müssen wir Freitag gegen Mittag los. Für einen Teil der Teilnehmenden ist die Abfahrtszeit aufgrund ihrer Arbeit zu früh, sodass sie schlussendlich doch mit dem Auto anreisen. Das bekommen wir beim nächsten Mal besser hin ????!

Für den Rest funktioniert die Anreise unkompliziert und ganz entspannt mit dem Zug. Unsere Unterkunft ist nur eine halbe Stunde Fußmarsch von der Haltestelle Camaner Abzweig entfernt und ganz wundervoll! Das Camaner Ställi ist ein süßes, kleines Hüttchen – ein modern umgebauter ehemaliger Kuhstall. Der sehr nette Besitzer betreibt direkt nebenan seinen Hof. Das Muhen der Kühe und Klingeln der Ziegen-Glocken ist angenehm beruhigend und wir können uns täglich frische Milch und Käse holen. Wir versorgen uns selbst.

Am Samstag geht´s dann los auf Tour. Wir nehmen den Postbus bis zum Turrahus, Thalkirch. Von dort steigen wir über eine dünne Schnee-Spur vorbei an bereits freien Wiesenhängen. Je höher wir kommen, desto weißer wird die Umgebung und nach einem knapp 4-stündigen Aufstieg erreichen wir den besonderen Gipfel des Piz Tomüls. Nach einer gemütlichen Mittagspause in der Sonne machen wir uns auf den Rückweg. Der Gipfelhang – man kann es kaum glauben – hat so guten Schnee, dass wir die letzten Höhenmeter direkt nochmal aufsteigen und anschließend - ohne Abschnallen zu müssen - ins Tal abfahren.
Am Sonntag nehmen wir morgens wieder den Bus bis zum Turrahus, diesmal mit einem anderen Ziel: Dem Bärenhorn. Die Tour startet mit einem Talhartscher, man hat also in aller Gemütlichkeit Zeit die schöne Landschaft zu genießen. 4 Stunde und 1200 hm später sind wir am Gipfel. Bei der Abfahrt können wir kaum glauben, wo plötzlich all der gute Schnee herkommt. Wow, das hat sich gelohnt!

Am Montag nehmen wir noch das Strätscherhorn mit – ein gemütlicher knapp dreistündiger Aufstieg mit einer schönen Abfahrt über großartige Hänge. Gegen Mittag treten wir wieder den Heimweg an. 

Es waren wunderschöne drei Tourentage, trotz des spärlichen Schnees!! Und dennoch komme ich nicht umhin mir die Frage zu stellen, ob Skitouren überhaupt noch zeitgemäß sind. In meiner Freizeit weiter CO2 auszustoßen, anstatt im Klimaschutz aktiver zu sein? Aber ganz ohne Berge… das fällt leider so schwer. Dafür ist die Liebe zum Bergsport einfach zu groß. Ich persönlich versuche mich nun also daran, Skitouren so nachhaltig wie möglich zu gestalten: Anreise mit Öffis, vegetarische Ernährung und idealerweise eine Unterkunft, bei der die lokale Bevölkerung finanziell unterstützt wird. Ob das reicht? Ich weiß es nicht, aber ein Versuch ist es wert! Und diese Tour war ein richtiger Erfolg: Sie hat Spaß gemacht, wir mussten auf nichts verzichten, haben nur dazu gewonnen. 

Danke an alle Teilnehmenden, dass ihr euch drauf eingelassen habt!

Text und Bilder: Annika Hammerschmidt