Ökostrom-Wechselaktion
Interview mit den Stadtwerken
Wir haben gewechselt. Das B12 und unsere Geschäftsstelle laufen nun mit dem Ökostrom der Stadtwerke Tübingen. In diesem Kontext haben wir auch eine Wechselaktion für uns alle organisiert: Wechselt, macht etwas für die Umwelt und unterstützt euren Verein!
Euch macht das Thema Ökostrom skeptisch? Verständlich. In den Medien hört man durchaus auch immer wieder kritische Stimmen. Wir haben uns aus diesem Grund mit Julian Klett von den Stadtwerken Tübingen zusammengesetzt und ein aufklärendes Interview geführt:
In welche Produktionsart von erneuerbaren Energien investieren die SWT? Welcher Energieträger steht dabei im Fokus?
Wir investieren vor allem und auch ziemlich ausgeglichen in Windenergie und Photovoltaik. Bei der Wasserkraft sind die Potentiale leider ausgeschöpft. Da betreiben wir unsere älteren Wasserkraftwerke am Neckar und modernisieren diese gelegentlich.
Bioenergie steht aufgrund des deutlichen höheren Flächenbedarfs (ggü. Wind und Solar), der Monokulturen und dem Wettbewerb zur Futter- und Nahrungsmittelproduktion nicht in unserem Fokus.
Wo befinden sich diese Anlagen? Können die SWT eine regionale Versorgung ihrer Ökostromkunden gewährleisten?
Die Anlagen befinden sich in ganz Deutschland: siehe Karte.
Die gute Verteilung sorgt dafür, dass wir im Prinzip immer Strom produzieren: ist es im Norden mal windstill, haben wir im Süden u.U. einen Fön von den Alpen. Scheint im Süden die Sonne ist es vielleicht im Norden bewölkt. Unser Portfolio ergänzt sich durch die Diversifizierung von Standorten und Technologien perfekt.
Hier geht’s zur Live Stromerzeugung.
Decken die SWT ihren Bedarf an Ökostrom durch eigene Produktion oder werden Zertifikate hinzugekauft? Oder wird ein Überschuss produziert?
Wir produzieren mit 227 Mio. kWh selbst deutlich mehr Ökostrom, als unsere Ökostromkunden mit 135 Mio. kWh verbrauchen.
Dennoch ist der Energiemarkt aktuell so gestaltet, dass wir Zertifikate kaufen müssen.
Wie hoch ist der Anteil am Ökostrom, der durch die Wasserkraftwerke in Tübingen und Umgebung generiert werden?
Die Wasserkraft bringt 11,4 Mio. kWh von insg. 227 Mio. kWh. Der Anteil ist damit gering.
Wie gehen die SWT mit den möglichen Negativaspekten der Gewinnung von erneuerbaren Energien um?
Wir bauen unsere Anlagen so, dass diese Negativaspekte gar nicht erst auftreten. Einige Beispiele:
Unsere Windparks werden dann abgeschaltet, wenn Fledermäuse aktiv sind (das ist nur bei bestimmten Temperaturen, Uhrzeiten und Windgeschwindigkeiten der Fall – all das wird über ein Monitoring überwacht und laufend angepasst)
Bei einem Windpark mit Rotmilanen in der Nähe, werden die Windräder dann abgeschaltet, wenn die Landwirte die darunter liegenden Flächen bearbeiten. Denn nur in diesem Zeitraum von wenigen Tagen sind die Rotmilane dort besonders aktiv und aufgrund des Jagdverhaltens kollisionsgefährdet.
An unseren Wasserkraftwerken haben wir Fischtreppen und sogar einen Fischaufzug installiert.
Biogas ist für uns aufgrund der Monokulturen und der Flächenineffizienz kein Thema.
Bei neuen Solar und Windparks werden umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt, so dass die Artenvielfalt nicht unter der Maßnahme leidet. Einige Beispiele: neue Hecken und Bäume pflanzen, Waldbestände aufwerten, Magerwiesen, Blühstreifen, Insektenhotels, diverse Nistkästen, Trockenmauern und Steinhäufen, Biotope,…
Was unterscheidet die SWT von anderen Ökostromanbietern?
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ökostromanbietern kaufen wir nicht nur zertifizierten Ökostrom ein, sondern produzieren auch über eigene Erneuerbare Erzeugungsanlagen Ökostrom. Eine Auswertung der öffentlich zugänglichen 2019er Geschäftsberichte hat ergeben, dass wir beispielsweise viermal mehr Ökostrom selbst erzeugen, als die EWS Schönau. Greenpeace Energy haben wir ebenfalls in der Erzeugung überholt. Um nur mal den Vergleich zu zwei ganz großen und traditionellen Ökostromanbietern herzustellen.
Mit dem Ökostrom von den Stadtwerken Tübingen unterstützen unsere Kunden die Energiewende ganz konkret, weil wir direkt in den EE-Ausbau investieren!
Schon heute können wir, bilanziell betrachtet, rund 230.000 Personen mit eigenem Ökostrom versorgen (bei 1.000 kWh Verbrauch pro Jahr und Person).
Streben die SWT Gütesiegel über das TÜV Siegel hinaus an? Wenn nein, warum nicht?
Nein, für uns liegt der Fokus darin, dass wir jeden Cent in den direkten weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und Umweltschutzprojekte stecken möchten. Stattdessen Geld für zahlreiche Siegel auszugeben, stellt für uns keine Option dar. Wir überzeugen mit Taten.
Warum kompensieren die SWT die CO2 Emissionen der Lieferkette beim Ökostrom nicht?
Wir kompensieren die CO2-Emissionen, indem wir unser Portfolio weiterhin ausbauen. Gemeinsam mit der Universitätsstadt Tübingen lautet das Ziel: bis 2030 Tübingen zur ersten klimaneutralen Stadt Deutschlands zu machen.
Welche Bildungsprojekte in der Region unterstützen oder führen die SWT durch bezüglich Ökostrom, Stromsparen oder ähnlichem?
Einmal im Jahr moderieren wir bei der Klimawerkstatt an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen. Wir geben regelmäßig Vorträge im Tübinger Rathaus. Wir kooperieren mit der Agentur für Klimaschutz und veranstalten jährlich den swt-Umweltpreis. Vorträge und Führungen für Schulen, Universitäten, etc. kommen hinzu.
Welche Möglichkeiten für unsere Mitglieder gibt es, sich über die SWT zu informieren?
- Unsere Homepage www.swtue.de
- Das Kundenmagazin TüWelt, welches auch Online abrufbar ist
- Energie-Erlebnisstation
Was ist Ihre Vision für die SWT?
Meine Vision ist, dass wir uns vollkommen unabhängig von fossilen Energieträgern machen, in dem wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien weiterhin als herausfordernde und sportliche Wanderung betrachten aber das Gipfelkreuz stets im Blick behalten! Wie bei anspruchsvollen Wanderungen erreichen wir den Gipfel am leichtesten, wenn wir das Ziel gemeinsam angehen, daher freue ich mich über jeden neuen swt-Ökostromkunden, der uns dabei unterstützt.
Hier geht es zur Ökostrom-Wechselaktion.