Ökostrom-Wechselaktion
17.12.2020
Gemeinsam gegen den Klimawandel
Die Sektion Tübingen ist auf Ökostrom umgestiegen, sowohl in der Geschäftsstelle in der Innenstadt als auch im Kletterzentrum B12. Aber was bedeutet das? Ist damit alles gut in Sachen Strom? Und was ist mit der Tübinger Hütte in den Bergen?
Im Rahmen der neuen Kooperation mit den Stadtwerken Tübingen haben wir unsere gesamte Stromversorgung der Tübinger Häuser auf Ökostrom umgestellt. Vorangegangen waren die CO2-Bilanzierung der Sektion im Jahr 2019 und ebenso ein Workshoptag mit Vorstandsmitgliedern und Aktiven im Ehrenamt zum Thema Nachhaltigkeit in der Sektion in Kooperation mit MyClimate.
Die grundlegende Motivation dafür ist schnell erklärt: Wir möchten mit den Tätigkeiten der Sektion weniger CO2-Emissionen verursachen als bisher und der Umstieg auf Ökostrom ist diesbezüglich ein effizienter und simpler Schritt.
Insgesamt verursachten die Geschäftsstelle und das B12 zusammen 80 Tonnen CO2 im Jahr 2018, allein aufgrund ihres Energiebedarfs. Durch den Umstieg auf Ökostrom reduziert sich diese Zahl auf 36,3 Tonnen.
Was ist Ökostrom?
Ökostrom an sich ist kein geschützter Begriff und es gibt viele andere Begriffe, die synonym genutzt werden. Schaut man sich den Ökostrom unseres Kooperationspartners Stadtwerke Tübingen an, fällt der Begriff Erneuerbare Energien ins Auge.
(Quelle: Stadtwerke Tübingen)
Diese machen bei ihren Ökostromprodukten TüStrom Natur und Energreen 100% aus. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern, wie Kohle und Erdöl, stehen diese unendlich zur Verfügung oder können sich zumindest vergleichsweise schnell wieder regenerieren.
Gemeint sind damit also zum Beispiel Wasserkraft, Solar- und Windenergie, Biomasse (Pflanzen, die zur Energieerzeugung genutzt werden) und Geothermie (Wärme, die aus dem Erdinneren kommt). Anteile, die nicht durch das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) gefördert werden, stammen aus Anlagen, die zwar Strom aus erneuerbaren Energieträgern gewinnen, aber älter als 20 Jahre sind oder im Ausland stehen.
Warum verursacht Strom aus erneuerbaren Energiequellen weniger CO2-Emissionen, als konventioneller Strom?
In fossilen Energiequellen wie Kohle und Erdöl ist Kohlenstoffdioxid, also CO2, gespeichert, das sich dort über Jahrmillionen gesammelt hat. Um aus diesen Quellen für uns brauchbare Energie gewinnen zu können, müssen diese Rohstoffe verbrannt werden. Dabei wird der Kohlenstoff auf einen Schlag freigesetzt. Dies ist ein wichtiger Faktor des Treibhauseffekts, der zum Klimawandel führt.
Bei Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist das nicht der Fall. Bei der Wind- und Wasserkraft zum Beispiel, wird die Bewegungsenergie der Elemente nutzbar gemacht. Dieser Vorgang setzt an sich kein CO² frei. Steigt man auf Ökostrom um, vermindert man die CO2-Emissionen in Zusammenhang mit seiner Stromnutzung also erheblich.
Was bleibt sind die Emissionen, die in der Lieferung vom Ort der Erzeugung bis zu unseren Steckdosen entstehen. Hier besteht bisher kein bedeutender Unterschied zwischen den Bezugsarten. Manche Anbieter kompensieren diese Emissionen.
Wie die Stadtwerke Tübingen dazu stehen könnt ihr hier nachlesen. Da auch Ökostrom, wie oben erklärt, CO2-Emissionen verursacht, heißt es also weiterhin: Der beste Weg CO2-Emissionen zu verhindern ist es, weniger Strom zu verbrauchen!
Mehr zur Wechselaktion findest du hier.
Ist Ökostrom die perfekte Lösung?
Natürlich gibt es auch beim Ökostrom Probleme, an denen gearbeitet werden muss. Die Verfügbarkeit von Solar- und Windenergie richten sich nicht nach unseren Bedürfnissen. Fossile Energieträger können je nach Bedarf in Strom umgewandelt werden, und zwar kurzfristig. Das ist wichtig, da über den Tag verteilt unterschiedlich viel Strom gebraucht wird.
Dieser Bedarf kann im Voraus geschätzt werden, aber nicht zuverlässig genug, um zum Beispiel die Produktion in den eher träge agierenden Biogasanlagen entsprechend anpassen zu können. Und auch Sonne und Wind lassen sich von uns nicht steuern.
Manchmal wird mit diesen Energiequellen sogar so viel Strom erzeugt, dass sie das Netz überlasten könnten. Darum braucht es Speichermöglichkeiten. Die Rohstoffe, die für manche Speichermöglichkeiten wie Batterien benötigt werden, sind umstritten. Auf der einen Seite ist ihre Entsorgung nicht immer umweltfreundlich möglich, auf der anderen Seite ist auch ihr Abbau zum Teil mit Umweltproblemen und sozialen Ungerechtigkeiten verbunden. Es werden jedoch stetig neue Konzepte, wie die Power-To-Gas-Methode entwickelt, die diese Probleme umgehen.
Neben dem Problem der Speicherung ist auch die Verteilung des Ökostroms eine große Herausforderung. Die Standorte, an denen Energie aus erneuerbaren Quellen produziert werden kann, sind nicht gleichmäßig verteilt.
Manche Großprojekte planen sogar die Einspeisung von Solarenergie aus der afrikanischen Wüste in das deutsche Stromnetz. Doch auch wenn man innerhalb der deutschen Grenzen bleibt, benötigt die Energiewende neue Trassennetze, da die neuen Produktionsstandorte durch das vorhandene Netz nicht ausreichend abgedeckt sind. Diese Netze werden zum Teil durch bisher eher unberührtere Natur geführt, da sonst kein Platz für den Ausbau ist.
Platz ist ein Problem, das sich vielfältig zeigt, wenn es um Neuerungen geht. So brauchen auch Windräder und flächige Solaranlagen (also Felder mit Solaranlagen, statt ausschließlich auf Dächern) Platz. Flächen mit der richtigen Sonneneinstrahlung werden häufig landwirtschaftlich genutzt und bei Windrädern müssen Abstände zu Häusern gehalten werden.
Die Windkraft ist nicht nur bei Anwohnern häufig unbeliebt, sondern ruft auch im Naturschutz immer wieder Kritik hervor. Die Stadtwerke Tübingen gehen auf einige dieser Herausforderungen in ihrem Interview ein.
Ist Ökostrom dann überhaupt noch besser?
Ökostrom ist keine Lösung für den Klimawandel, die ohne eigene Probleme daherkommt. Aber: Die Auswirkungen des Klimawandels zu vermindern ist eine Aufgabe, die viel zu lange nicht richtig angegangen wurde. Die Menge an CO², die durch fossile Brennstoffe freigesetzt wird, muss jetzt verringert werden.
Demnach ist jetzt ein Umstieg auf die Erneuerbaren Energien notwendig. Die Herausforderungen, die diese neuen Technologien mit sich bringen, müssen jedoch parallel zum Ausbau angegangen werden. Mit dem Umstieg auf Ökostrom setzt die Sektion Tübingen ein Zeichen gegen den Klimawandel.
Was ist mit der Tübinger Hütte?
Die Tübinger Hütte wird durch ein eigenes Wasserkraftwerk mit Strom versorgt. Ein intelligentes Strommanagement vermeidet eine Überlastung des Kraftwerkes. Eine Fremdversorgung mit konventionellem Strom ist somit nicht notwendig.
Mit der Hüttenrenovierung vor zwei Jahren wurde auch eine Warmluftpumpe in Betrieb genommen. Diese wird über ein Solarpanel an der Außenwand mit Strom versorgt und stellt sicher, dass in der Hütte auch im Winter die Temperaturen über dem Gefrierpunkt bleiben. Das ist notwendig, um Schäden an der Bausubstanz durch Feuchtigkeit zu verhindern.
Wie genau die autarke Versorgung der Tübinger Hütte funktioniert, könnt ihr bald auf den neuen Infotafeln auf der Hütte nachlesen.