Büchereinewsletter

12.04.2025

Was ist neu? Teil 13

Neuerwerbungen Winter 2024/25

Wir haben für Euch wieder einige interessante Neuerwerbungen einsortiert.

 

Berg- und Alpinwandern:

  • Bernd Jung, Iris Kürschner, Gratwandern Südschweiz. 60 Touren im Wallis, Tessin und Graubünden, Rother-Verlag, 1. Aufl. 2024

    Grate lassen das Herz vieler Bergwanderer und Bergsteiger höher schlagen. Es locken Tief- und Weitblicke; die Mühsal endloser Serpentinen in Bergflanken ist vergessen, sobald man den luftigen Grat erreicht hat. Das Buch ist hinsichtlich Auswahl und Tourenbeschreibungen gelungen. Die Schwierigkeit der Touren reicht in der Schweizer Wanderskala von T2 bis zur höchsten Stufe T6, die Länge von dreistündigen Touren mit Seilbahnunterstützung bis zur 4-tägigen Gratrunde im Nationalpark Val Grande mit über 4400 m Aufstieg. Aufpassen muss man bei der Schwierigkeitseinteilung blau/rot/schwarz: mit „leicht“ sind auch Touren T3 eingestuft, die in anderen Führern „rot“ sind, „mittel“ sind Touren T4, die anderswo „schwarz“ sind. Man findet bekannte Touren, aber auch viele neue Anregungen. Mein Lieblingsgebiet für Grattouren ist das Tessin mit seinen wunderschönen Selbstversorgerhütten.

Wandern in heimischer Umgebung

  • Dieter Buck: Von Aussicht zu Aussicht; Wandern in der Region Stuttgart mit dem VVS. Verlag Regionalkultur, 1. Auflage 2025

    Von Dieter Buck ist ein neuer Wanderführer mit aussichtsreichen Touren rund um Stuttgart herausgekommen. Die Wanderungen sind über den kompletten VVS verteilt, von den Streuobstwiesen bei Kayh im Westen bis zur Ostalb bei Böhmenkirch im Osten oder der Himmelsleiter bei Besigheim im Norden, alles mit schönen Aussichtspunkten. Insgesamt 24 Touren auf 152 Seiten mit vielen Fotos, die Lust machen loszuziehen. Einige der Aussichtspunkte sind sehr bekannt und beliebt, wie etwa die Grabkapelle auf dem Württemberg, aber es lassen sich auch eher unbekannte Dinge entdecken. Ein Buch mit Anregungen für einen schönen Spaziergang oder Wanderungen in der Zeit, in der alpine Touren nicht möglich sind.  Die Touren sind so ausgewählt, dass sie gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.  Die Schwierigkeit geht von einfachen Spaziergängen bis zu etwas anspruchsvolleren Touren am Albtrauf. Allerdings wären die als “schwer” eingeordneten Wanderungen in einem alpinen Führer eher “mittel” bewertet und die hier “mittelschweren” leicht. Viele Strecken führen über befestigte Wege oder gar geteerte Sträßchen. Leider wird in der Kurzbeschreibung nicht zwischen Asphalt, Schotter oder Naturweg unterschieden. Wer nicht gerne auf Asphalt geht, sollte z. B. über Alpenverein aktiv die Wege genauer anschauen.

Wandern in Vorarlberg

  • Bechtold, Vorarlbergs schönste Wasserplätze, Tyrolia-Verlag, 1. Aufl. 2023

    Vorgestellt werden 101 Wanderungen zu Bächen, Wasserfällen, Flüssen und Seen. Die Wanderungen sind meist kürzer und mit moderaten Höhenunterschieden, nur 10 fordern einen Aufstieg von mehr als 600 m. Ein Buch für heiße Sommertage, zum Ausruhen und Genießen nach der Bergtour oder als Alternativprogramm, wenn man sich nicht dem Stress drohender Nachmittagsgewitter auf der Bergtour aussetzen will. Und natürlich auch für den Urlaub mit Kindern. Leider ist weder in der Gesamtübersicht noch in der Übersicht der einzelnen Touren angegeben, ob man im Gewässer baden kann und es auch für Kinder geeignet ist; z.T. ergibt sich dies aus dem Text oder den Bildern.

  • Nachbaur, Orchideenwanderungen in Vorarlberg, Tyrolia-Verlag, 1. Aufl.2024

    Der Untertitel lautet: „30 außergewöhnliche Blumenparadiese zu entdecken“. 43 Orchideenarten werden vorgestellt und können bei den Wanderungen entdeckt werden, daneben wird auf viele andere Arten hingewiesen. Vorarlberg weist durch seine Topographie und Geologie eine große Vielfalt an Lebensräumen und Pflanzengesellschaften auf, ein Viertel aller Moore Österreichs befindet sich in diesem kleinen Bundesland. Der Autor stellt sich in der Einleitung die Frage, ob es angesichts der Schutzbedürftigkeit gerechtfertigt ist, auf die Vorkommen hinzuweisen, und beantwortet diese mit einem Zitat von Konrad Lorenz „Man schützt nur, was man liebt – man liebt nur was man kennt“. Es ist zu hoffen, dass die Leser die Hinweise beachten und die Pflanzen von den Wegen aus betrachten; im NSG Filsenberg bei Öschingen sieht man zur Blütezeit etliche Trampelpfade, für die „Orchideenliebhaber“ auf der Suche nach dem schönsten Fotoobjekt verantwortlich sind. Hilfreich sind die angefügten Tabellen zu den Blühzeiten und den Synonymen der oft verwirrenden deutschen Pflanzennamen. Etwas mühsam ist die Suche nach den Abbildungen bestimmter Arten, weil im Register nur auf die Routennummer, nicht auf Seite hingewiesen wird. Dies ist aber der einzige kleine Kritikpunkt, ansonsten ein wunderschönes Buch

Für Schneeschuh-Fans

  • Coulin, Schneeschuhtouren Zentralschweiz, SAC-Führer, 5. Aufl. 2023

    In dem Führer werden 49 Touren zwischen Sörenberg und Glarus beschrieben, umfasst sind die Gebiete Entlebuch, Vierwaldstättersee, Schächental, Schwyz und Einsiedeln. Die Touren sind nach der Schneeschuhtourenskala des SAC (WT1 bis WT6) bewertet, wobei fast alle Touren in WT2 oder WT3 eingeordnet sind. Viele der Touren befinden sich im Voralpenbereich zwischen 1200 m und 2000 m und sind damit ideale Hochwinter-Touren. Leider fehlt in der Übersicht der Links www.skitourenguru.com, wo man eine aktuelle Einschätzung der Lawinengefahr für eine Vielzahl von Skitouren findet; oftmals sind diese mit Schneeschuhrouten identisch.

Bergsteigen - psychologische und philosophische Aspekte

„Because it is there” war die lapidare Antwort von George Mallory auf die Frage, weshalb er trotz aller Gefahren und Strapazen den Mount Everest besteigen wolle. Wer sich für seinen eigenen Bergdrang damit nicht zufrieden geben will, kann in zwei Bücher schauen, die wir als Rezensionsexemplare für unsere Bücherei erhalten haben.

  • Viktor E. Frankl, Bergerlebnis und Sinnerfahrung Tyrolia-Verlag, 8. Aufl. 2021, 41 S., mit Vor- und Nachwort von Christian Handl

In „Bergerlebnis und Sinnerfahrung“ ist ein Vortrag des Wiener Psychotherapeuten Viktor E. Frankl abgedruckt: „Der Alpinismus und die Pathologie des Zeitgeistes“, gehalten bei der 125-Jahr-Feier des ÖAV 1987. Frankls Motiv, in den 1920er-Jahren mit dem Klettern zu beginnen, war die Überwindung seiner Höhenangst („wer ist stärker, ich oder der innere Schweinehund in mir?“). Frankl hat die „Logotherapie“ entwickelt, in der nicht nach Defiziten oder verdrängten Komplexen gesucht wird, sondern der Blick des Patienten nach vorne, zu einem Ziel, gerichtet wird, „wer ein warum zu leben hat, erträgt fast jedes wie“. Das Klettern ist für Frankl hierfür sinnbildlich; an jedem Stand geht der Blick nach oben, wo geht es weiter? Er war als Jude im Vernichtungslager Auschwitz und beschreibt, wie er sich immer wieder in Gedanken jeden Griff und Tritt einer Kletterroute vorstellte (er nannte es „Hirnklettern“) und so seine Widerstandskraft aufbaute. Seine Frau meinte später, das Klettern habe ihm damals das Leben gerettet.

Der abgedruckte Vortrag bietet einen ersten Zugang zu diesem interessanten Autor, allerdings merkt man dem Text an, dass er vor fast 40 Jahren geschrieben wurde. Wer mehr über Frankl und seinen Bezug zu den Bergen wissen will, kann zu folgendem Buch greifen:

  • Michael Holzer, Klaus Haselböck, Berg und Sinn. Mit Viktor Frankl im Vorstieg, Bergwelten Verlag, 2. Aufl. 2019, 183 S..

  • Günter Seubold, Bergsteigen – eine Philosophie des Lebens, Tyrolia-Verlag 2025, 127 S..

In dem Buch geht es nicht um eine Sammlung von Gedanken bekannter Philosophen zum Thema Mensch und Berg, sondern um eine Selbstreflexion des Autors. Anhand eigener Bergerfahrungen werden  Horizontale und Vertikale, Weg, Ziel und Sinn des Bergsteigens ausgelotet. Damit regt das Buch dazu an, auch über das eigene Handeln und Verhalten im Gebirge  nachzudenken.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Schmöker und Touren planen!

 

Texte: Dietrich Kratsch und Annemarie Hambrecht