Tübinger Hütte – das erste Jahr
Welches erste Jahr denn, wird sich manch einer fragen. Denn 2008 wurde „100 Jahre Tübinger Hütte“ gefeiert.
Das erste Jahr nach Abschluss der jüngsten Renovierungsarbeiten? Die umfangreichen Maßnahmen waren doch schon 2018 nahezu abgeschlossen und die Tübinger Hütte steht bestens renoviert im Talschluss des Garneratales. In 2019 und zu Beginn der Saison 2020 waren in einigen Bereichen auch außerhalb der Hütte lediglich „Rest“arbeiten erforderlich.
Oder vielleicht das erste Jahr mit Corona? Hoffen wir, es bleibt bei dieser einen Sommersaison unter besonderen Bedingungen.
Und unsere Hüttenwirtin Birgit Amann ist doch auch schon gefühlt viele Jahre, auf gut schwäbisch „scho emmer“, auf der Hütte für den Betrieb zuständig. Aber da kommen wir der Sache schon näher.
Seit der Sommersaison 2020 ist Birgit nämlich alleinige Pächterin der Tübinger Hütte und hat ihren Bruder Thomas in der Verantwortung für den Hüttenbetrieb abgelöst.
Der Pachtvertrag wurde zu Beginn des Jahres umgestellt, leicht angepasst, Formalitäten erledigt, erste Vorbereitungen zur Hüttenöffnung getroffen und die weitere Saison geplant. Bis.... ja, bis Ende März klar wurde: Aufgrund der Corona-Situation wird die Sommersaison 2020, wenn sie denn überhaupt stattfinden kann, mindestens - sagen wir mal - äußerst anspruchsvoll.
Viel Dynamik in den behördlichen Regelungen mit unterschiedlichen Vorgaben für den Hüttenbetrieb in den Alpenländern erforderten intensiven Informationsaustausch. Was letztlich möglich ist und wie es für die Tübinger Hütte in die Praxis umgesetzt werden kann, konnte dann in einem gemeinsamen Termin im Juni in Vorarlberg besprochen werden. Immer mit der Befürchtung, dass bei einer grundlegenden Änderung der allgemeinen Situation alles hinfällig wird.
Um es knapp zusammenzufassen: Die Hüttensaison lief auch unter den schwierigen Randbedingungen dank des großen Engagements von Birgit zusammen mit ihrem Freund Christoph und allen MitarbeiterInnen blendend. Viele aktive Unterstützer aus dem Tal und aus der Sektion trugen darüber hinaus ihren Teil bei.
Mit der Vorgabe einer maximal möglichen halben Belegung für Übernachtungsgäste fanden erfreulich viele Bergfreunde - vermehrt auch während der Woche – den Weg auf die Tübinger Hütte. Die 2300 Übernachtungen sind deutlich mehr als zu Saisonbeginn zu erwarten waren. Und spürbar mehr Gäste aus dem Tal als die letzten Jahre konnten im Rahmen einer schönen Tagestour die wunderbare Aussicht von der Hütte bei bester
Bewirtung genießen.
Dennoch, der Aufwand und mancher Stress für das verkleinerte Hüttenteam blieb enorm, da wegen Reisebeschränkungen bewährte Helfer nicht kommen konnten. Die Belegung der Zimmer und Lager erforderte aufgrund der Abstandsvorgaben intensives Management genauso wie die Hygiene-Vorgaben für den Gastraum und für die ganze Hütte. Aber wer genau hingeschaut hat: Birgit ließ es sich mit ihrem Team nicht nehmen, den Gastraum neu zu gestalten, den Außenbereich mit Blumenschmuck zu dekorieren und mit einigen weiteren „Kleinigkeiten“ den Berggästen einen Aufenthalt zu bieten, an den sie sich gerne erinnern.
Über den Gastbetrieb hinaus gab es dann auch noch einiges zu tun. Die günstige Schneelage im Juni ließ es zu, dass die aufwändige Modernisierung der Abwasserreinigung mit einer zusätzlichen Feststoff-Vorklärung wie geplant innerhalb zwei Wochen bis Anfang Juli erledigt werden konnte. Alle beteiligten Firmen blieben mit viel Einsatz und Motivation sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen. Auch Helfer aus der Sektion unterstützten an der Stelle mit vereinten Kräften. Und nach behördenseitiger Begutachtung des Wasserkraftwerkes im Lauf des Sommers sind zwar kleinere Auflagen zu erfüllen. Der Betriebsgenehmigung für weitere 20 Jahre dürfte aber nichts mehr im Weg stehen.
Als Wermutstropfen konnten bedauerlicherweise aufgrund der Beschränkungen für Gruppenreisen von den geplanten 13 Touren und Kursen der Sektion auf der Tübinger Hütte letztlich nur 8 durchgeführt werden. Die positiven Berichte der Kurs- und Tourenleiter wie auch der Teilnehmer lassen hoffen, dass in den nächsten Jahre die Möglichkeiten, die die eigene Hütte bietet, wieder umfänglich genutzt werden können.
Und so hoffen wir alle auf eine ganz normale Hüttensaison im Sommer 2021. Mit einer voll betriebsfähigen Hütte, mit vielen Gästen ohne weitere Beschränkungen, mit Kursen und Touren der Sektion, die wie geplant stattfinden können, und mit Birgit Amann als Hüttenwirtin, die mit ihrem Team den Bergfreundinnen und Bergfreunden einen unvergesslichen Aufenthalt bieten kann.