Tourenbericht
Basiskurs Bergsteigen auf der Heilbronner Hütte
Nach der gemeinsame Anfahrt mit dem DAV-Bus nach Partenen erreichten wir mit der Tafamuntbahn die Mittelstation. Dort gab es eine erste Einführung in das Lesen einer Wanderkarte. Was sagen die Höhenlinien aus? Wie berechnen sich die Distanz zum Zielort und der noch zu bewältigenden Höhenmeter? Wie viel Zeit musste folglich eingeplant werden, um das Ziel, die Heilbronner Hütte, zu erreichen? Schließlich ist beim Bergwandern die realistische Einschätzung der eigenen Kraft und Fitness das A und O. Zudem wurden wir auf die Tücken der Wegmarkierungen hingewiesen. Zumal die Einteilungen der Schwierigkeitsgrade in Tirol und Vorarlberg nicht einheitlich waren und z.B. vom Rother Wanderführer gänzlich abwichen. Aber wie sagte einst Franz Beckenbauer? „Schaun’mer mal!“
Weiter ging es über den Wormser Höhenweg zum Wiegensee, einem wunderschönen Moorsee am Fuße der Versalspitze. Nach einer kurzen Pause nahmen wir Kurs auf die Verbellaalpe. Auf diesem Streckenabschnitt durften wir unsere Sinne schärfen. Klappe halten war die Devise und jeder durfte aus drei Sinnen auswählen: sehen - hören - riechen. Die Schreiberin dieser Zeilen konzentrierte sich auf das Hören: das zunächst latente Rauschen eines Baches in der Ferne, das mit jedem Meter immer näher kam und damit lauter und kraftvoller wahrgenommen werden konnte. Zudem das Brummen der Insekten, das Flügelrasseln der Libellen, das Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes, Kuhglocken, aber auch die eigene Atmung und Schritte und vieles mehr.
Als nächstes war das größte Organ des menschlichen Körpers an der Reihe. Der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser erfolgte am Brüllenden See, der sich wie ein Infinity Pool in die Landschaft einfügte. Das kalte Wasser prickelte auf der Haut und ein paar Schwimmzüge später wärmten wir uns am Ufer auf. Bis zur Heilbronner Hütte war es nur noch ein Katzensprung. Wobei Letztere dank der leckeren Mahlzeiten unseren Geschmackssinn besonders erfreute.
Inzwischen hatte es noch eine Einführung in Orientierung und den Umgang mit einem Kompass gegeben. In erster Linie ging es darum, sich in weglosem Gelände zurecht zu finden. Dazu gab es von Cora und Konrad eine Fülle von Tipps und Anregungen. Zudem standen Übungen für die Trittsicherheit auf dem Programm. Es war faszinierend zu sehen, wie gut man auf dem hier vorherrschenden griffigen Gestein vorankam. Weitere Themen waren Wetterumschwünge und das Verhalten in Notfällen. Zum Glück war das gute Wetter über das ganze Wochenende so stabil, dass wir uns lediglich auf die Theorie beschränken brauchten.
Den Höhepunkt dieses Kurses bildete der Gipfelsturm auf dem Schrottenkopf (2.890 m) auf weglosem Gelände. Stück für Stück erarbeiteten wir gemeinsam einen gangbaren Weg, wobei wir immer wieder die Karte konsultieren mussten. „Schaun ’mer mal!“ Zumal neue Perspektiven immer wieder hilfreich waren für weitere Entscheidungen. Auch darüber, ob jeder einzelne auf den Gipfel wollte oder doch lieber davon absah. Danach folgte die Überschreitung der Mittleren Fluhspitze mit anschließendem Cool Down im Brüllenden See.
Am Sonntag erfolgte der Aufstieg auf den Augstenberg und das nahegelegene Jöchli. Diesmal teilte sich unsere Gruppe, da es eben nicht nur den einen richtigen Weg nach oben gab. Bevor es wieder zurück zur Mittelstation der Tafamuntbahn ging, ließen wir es uns nicht nehmen, nochmals kurz in einem der zahlreichen kleinen Seen unterzutauchen.
Um bei den Sinnen zu bleiben: liebe Cora, lieber Konrad, es war ein wahnsinnig tolles Erlebnis mit euch. Vielen Dank dafür! Wir haben sehr viel gelernt und werden davon sicher so manches bei künftigen Touren umsetzen können.
Text: Annette Berroth