Tourenbericht Bergsteigen
Hochtour auf den Piz Morteratsch (3751 m ü. NN) und Piz Tschierva (3546 m ü. NN)
Zu viert (John, Elke, Julian und Ute) starteten wir voller Vorfreude, noch etwas müde um 5.15 Uhr am Südausgang des Hauptbahnhofs mit dem DAV Bus. An der Auffahrt der A81 bei Rottenburg stiegen Karl und Nils zu und unsere überschaubare nette, kleine Gruppe war vollständig. Die Fahrt mit einem kurzen kulturellen, sehr lohnenswerten Stopp an der Dreiapsidenkirche St. Peter Mistail in der Nähe von Tiefencastel verlief sehr gut. Daher kamen wir bereits um 11.30 Uhr an der Diavolezza Talstation an. Direkt ging es weiter mit der Seilbahn auf die Diavolezza, knapp unter 3000 m ü.NN. Von hier aus hatten wir einen wundervollen Blick auf die vergletscherte Bernina Gruppe mit unserem morgigen Ziel dem Piz Morteratsch (Foto 1).
Nach dem weglosen Anstieg über die Seitenmoräne legten wir eine kurze, wohlverdiente Vesperpause auf der Isla Pers ein. Hier konnten wir bereits unser Tagesziel die Bovalhütte direkt gegenüber erblicken. Auch unser morgiges Ziel der Piz Morteratsch war nun noch deutlicher auszumachen. Der weitere Abstieg verlief über die steile und sehr instabile Seitenmoräne des Vadret Morteratsch. Da die Steinschlaggefahr hoch war, mussten wir einzeln und in größerem Abstand laufen. Bei der anschließenden Überquerung des Gletschers bestanden unsere Steigeisen den Test für den morgigen Einsatz. Bis zur Bovalhütte mussten wir abschließend noch ca. 100 Höhenmeter aufsteigen.
Über diese und weitere Maßnahmen gegen die Klimakrise und den damit einhergehenden Gletscherschwund in den Alpen diskutierten wir angeregt. Nach dem Abendessen planten wir unsere Tour am nächsten Tag. Da wir früh loswollten, gingen wir zeitig schlafen.
Über die vergletscherte, bis zu 40°steile Nordwestflanke sowie den Nordgrat stiegen wir in einer 6er Seilschaft bis zum Gipfel des Piz Morteratsch auf. Von hier aus genossen wir einen fantastischen Rundblick zu entfernteren Gipfel, z.B. Ortler und umliegende Berge, wie Piz Roseg und Piz Bernina. Sehr eindrücklich und in fast greifbarer Nähe lag der Biancograt uns direkt gegenüber (Foto 4).
Der weitere Weg über das Gletschervorfeld war gut durch Steinmännchen markiert. Immer wieder legten wir kurze Pausen ein, um die grandiose vergletscherte Landschaft zu bestaunen und die neue Perspektive auf Piz Morteratsch und Biancograt zu genießen. Bald rückte auch schon unser Ziel die Tschierva Hütte ins Blickfeld. Bevor wir sie erreichten, mussten noch zwei steile Felsstufen, die mit Ketten und Leiter gesichert waren, überwunden werden.
Gemütlich ließen wir den sehr erlebnisreichen Tag auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen und dem anschließenden Abendessen in der Hütte ausklingen.
Die Nacht wurde dann im Gegensatz zur ersten etwas unruhiger, da ab 3.30 Uhr immer wieder Seilschaften mit Ziel Biancograt aufstanden. Da wir jedoch nur noch den Abstieg nach Pontresina vor uns hatten, konnten wir bis 7.30 Uhr ausschlafen.
Nach einem gemütlichen Frühstück wanderten wir über die Seitenmoräne des Vadret Tschierva mit fantastischen Ausblicken auf die vergletscherte umliegende Bergwelt in Richtung Val Roseg. Durch das traumhafte Tal ging es weiter bis nach Pontresina, welches wir um die Mittagszeit erreichten. Von hier aus ging es dann wieder mit dem DAV Bus zurück nach Tübingen.
Ganz herzlichen Dank an Euch Beide - John und Karl - für die sehr erlebnisreiche Tour mit vielen fundierten Informationen über Gebirgsbildung, Gesteine, Glazialmorphologie, Permafrost u.v.m., sogar das bei der Vorbesprechung bestellte gute Wetter traf ein und hat gehalten!
Fotos von Karl Leonhardt und Elke Straub, Text Ute Nikola