Tourenbericht Bergsteigen
Zinalrothorn – rassige Klettertour auf einen der „großen“ Zermatter 4.000er
Zinalrothorn: Da muss ich mit - schnell den Termin mit meiner Frau gecheckt, angemeldet und Platz gesichert!
Viele Wochen später dann die Mail von Micha Groh - Vortreffen – stimmt, da war ja was?!
Prompt konnte ich am Vortreffen nicht teilnehmen, da ich geschäftlich unterwegs war. Mit Michael habe ich dann alles Nötige abgestimmt und mit ihm ausgemacht, dass ich im Bus alle mitnehmen kann.
Am Dienstag ein weiterer Anruf von Micha, dass das Wetter sehr unbeständig ist und somit noch nicht klar ist, ob die Tour stattfinden kann.
Nach weiteren Wetterchecks dann am Donnerstag der Beschluss, dass wir gehen.
Um 4 Uhr haben wir uns am Sportinstitut in Tübingen getroffen und los ging‘s. In Rottweil dann noch Lando aufgegabelt und weiter Richtung Wallis - Yuppi!
Schon während der Fahrt stellte sich heraus, dass hier eine super Gruppe unterwegs ist - gute Gespräche und alle entspannt!
Kurz vor zwölf kamen wir schließlich in Zermatt an und wendeten uns, immer das Wetter im Blick, dem langen Aufstieg zur Rothornhütte zu. Dunkle Wolken und entferntes Donnergrollen veranlassten uns, unser Gehtempo kontinuierlich zu steigern, so dass wir nach einem wunderschönen Anstieg durch eine tolle Klamm schon bald das "Hotel du Drift" erreichten. Aufgrund der weiterhin „kippligen“ Wetterlage entschieden wir uns gegen eine längere Rast und setzten unseren Weg zügig fort.
Zwar haben uns dann doch noch ein paar Regentropfen erwischt, aber nach insgesamt dreieinhalb Stunden haben wir die 1.600 Hm gut hinter uns gebracht und sind „fast trocken“ auf der 3.200 m hoch gelegenen Rothornhütte angekommen.
Hier gab es zur Belohnung Kaffee und auch ein Stück Kuchen - super lecker und in der Schweiz auch ganz schön teuer!
Nachdem Lando seine vor der Hütte zum Trocknen aufgestellten Schuhe nach plötzlich einsetzendem Starkregen erneut mit viel zerknülltem Zeitungspapier nun in der Hütte zum Trocknen aufstellte, gab´s ein leckeres und reichhaltiges Abendessen. Allein dies rechtfertigt schon einen Besuch auf der Rothornhütte…
Die Wettervorhersage brachte für den nächsten Tag wieder Gewitter für den Nachmittag. Michael und Markus legten Zeiten fest, an denen wir bestimmte Punkte erreichen mussten, um rechtzeitig wieder zurück zu sein.
Nach guten Diskussionen und Festlegung der Seilschaften für den nächsten Tag ging es um 9 Uhr ins Bett. Doch trotzdem war nichts mit ausschlafen, um 3:30 Uhr war Wecken und kurz nach 4 Uhr ging es los.
Im Schein der Stirnlampen und mit noch müdem Getorkel über nachtschwarze Felsblöcke erreichten wir nach 10 Minuten den Gletscher und stiegen auf diesem bis zum Wasserfall-Kamin. Diese Stelle sicherten Michael und Markus und so erreichten wir über einen Blockrücken das erste Schneefeld.
Nach einer weiteren Felsstufe erreichten wir das zweite Schneefeld. Dieses durchstiegen wir recht tief, sodass wir an dessen Ende noch steil in Richtung Firngrat aufsteigen mussten und auf 3.912 m wieder Felsen erreichten.
Nach einer Querung erreichten wir das Couloir (III-) und sicherten dieses durch in Richtung Gabel.
Hier machten wir eine kleine Pause - begleitet vom Donnergrollen eines über dem Mont Blanc heraufziehenden Gewitters.
Michael und Markus beratschlagten nochmals, ob ein Weitergehen sinnvoll ist oder nicht. Nachdem es sich abzeichnete, dass das Gewitter über die Berner Alpen abziehen würde und wir verschont blieben, entschieden sie sich fürs Weitergehen. Tatsächlich sollte der ganze Tag in den Walliser Alpen gewitterfrei bleiben.
An der Gabel trifft man auf den Rothhorngrat und folgt diesem in wunderschöner Kletterei Richtung Gipfel. Diese beginnt mit einem Anstieg zu einem Durchschlupf (II) bis nachfolgend die „Binerplatte“ (III) über Schuppen schräg hinauf durchstiegen wird.
Über eine Rippe, die uns am oberen Ende mit ein wenig Vereisung überraschte, ging es bis zu einem Gendarm. Michael und Markus durchstiegen auch diese Stelle souverän und wir konnten gesichert folgen.
Nach einer Scharte erreichten wir die Kanzel. Diese wartet mit einer nicht schwierigen, aber äußerst ausgesetzten Umgehung auf einem Band auf. Auch diese Stelle meisterten alle souverän und somit war der Weg frei zum schmiedeeisernen Gipfelkreuz auf 4.221 m. Mittlerweile war es 11:30 Uhr.
Die Aussicht vom Zinalrothorn sucht seinesgleichen – (fast) alles, was in Bergsteigerkreisen Rang und Namen hat, spitzte aus den Wolken hervor:
Besonders schön reihten sich Ober Gabelhorn und Matterhorn hintereinander. Die Dent Blanche ragte daneben in die Höhe und der Grand Cornier – immerhin auch fast 4.000 m hoch - wirkte fast ein bisschen klein. Auf der anderen Seite präsentierte das Weisshorn seinen Süd- und Ostgrat. In der Ferne ließen sich durch die dunstige Luft Grand Combin und Mont Blanc erkennen.
Doch eben diese dunstige Luft und die latente Sorge um die weitere Wetterentwicklung ließen uns nur eine kurze Gipfelrast einlegen. Nach bereits 15 Minuten wendeten wir uns dem Abstieg zu.
Dieser war durch langwierige Abseilmanöver geprägt und brauchte fast genauso viel Zeit wie der Aufstieg. Ebenso bremste uns der weiche, knietiefe Schnee weiter aus. Kurz vor dem Wasserfallcouloir setzte dann doch noch leichter Regen ein, sodass dieses seinem Namen alle Ehre machte.
Absteigend über die letzte Gletscherzunge erreichten wir spät und erschöpft nach einem sehr langen Tag am Berg die Hütte.
Glücklich über den Gipfelerfolg genossen wir das Abendessen mit einem kühlen Bier oder einem Glas Wein.
Nach einer etwas längeren Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns am folgenden Tag auf den Weg ins Tal.
Am „Hotel du Drift“ holten wir die während des Aufstiegs ausgelassene Rast nach und machten unsere Abschlussbesprechung.
Ich glaube, eins war klar: Es war eine spannende und anstrengende Tour, mit einer Klasse Gruppe und zwei Hochtourenführern, die die Tour die ganze Zeit fest im Griff hatten und sich super ergänzten.
Zum Schluss bleibt nur eins zu sagen: Solch eine Tour mit anfangs Fremden, die in kurzer Zeit zu Bergfreunden wurden, bereichert ungemein.
Vielen Dank nochmals an unsere Hochtourenführer Michael Groh und Markus Steimle. Ihr wart ein klasse Team und habt uns souverän geführt, was somit den Gipfelerfolg möglich gemacht hatte. Danke!
PS: Im Abstieg kam uns ein Schweizer Bergführer entgegen, der seinen Klienten andauernd mit den Worten: „wiieter, wiieter, uuf wiieter…!“ angetrieben hatte! - …wie schön ist da dagegen die Gemeinschaft in einer DAV Gruppe?!
Reinhard Grass