Tourenbericht

Einlaufen im Frühjahr: Auf den höchsten Gipfel im Kanton Zürich

Der Kanton Zürich ist ja nicht gerade für Bergeinsamkeit bekannt – aber eine wildere Ecke findet sich, abseits von Schnellstraßen oder Siedlungsbrei dann doch: Die Hörnlikette ganz im Osten des Kantons. Ihr höchster Punkt ist das Schnebelhorn – dorthin führte die die diesjährige Frühjahrs-Einlauftour.

1291 Meter Höhe klingen jetzt nicht so einschüchternd, aber das ganze Gelände ist eine wilde Mischung aus tief eingeschnittenen Tobeln, Kesseln, Rücken und Graten. Und da Anstiege auch mal gerne die Direttissima nehmen, muss man schon ein bisschen schnaufen. Am Ende kamen dann gut 700 Höhenmeter Anstieg und 17 Kilometer Strecke zusammen.

Aber es ging ja nicht um das Sportliche. Sondern um das Erleben einer reichgegliederten Kulturlandschaft. Aus dem Tal der Töss heraus ging es vorbei an Nagelfluhwänden, durch Schutzwälder, die die vielen Bäche hier puffern und die Töss-Hochwässer verhindern sollen und über Almweiden – hier wird noch einiges an Vieh gehalten.

Vor dem Gipfel wartete noch einmal ein steiler Serpentinenweg – dann konnte man weit schauen, zum Bodensee und den Zürichsee, ins Toggenburg oder in die alpinen Berge – da schimmerte es noch ziemlich weiß.

Unterwegs war auch zu merken: Die Wanderwege sind vom Zustand und der Signalisation (wie man hier sagt) her bestens. Warum das so ist, sahen wir am Gipfel: Dort trafen wir zwei Jugendliche, die ihren Samstag mit der Wege-Unterhaltung verbrachten, nach den Zeichen guckten, mit Farbe ausbesserten, und so weiter.

Der Rückweg über den Rücken der Hörnli-Kette war eine Panorama-Chaussee, und als es wieder talwärts ging, blieben die Blicke an den Bauernhäusern mit ihren Schindelfassaden und den Gärten hängen – wer auch immer da wohnt, der wohnt sehr schön.

Schlusspunkt war wieder der Bahnhof in Steg. Denn nach der Schweizer Grenze hatten wir die Autos stehen gelassen und waren in den Zürcher Verkehrsverbund umgestiegen. Das dauert dann etwas länger und kostet auch mehr als das reine Benzin – aber es war ein sehr entspanntes Reisen. Und sehr ungewohnt: Keine Zugausfälle, keine Verspätung aus vorhergehender Fahrt, keine vollgequetschten Minizüge, keine defekten Toiletten . . . Schweiz, da hast du es wirklich besser.

 

Text: Wolfgang Albers