Tourenbericht
Klettern und Wandern in der Fränkischen Schweiz
Dass eine DAV-Tour auch auf einen Friedhof führt, ist eher ungewöhnlich. Der Abstecher in Obertrubach zum Grab der Kletterlegende Wolfgang Güllich war auch nicht als Mahnung vor den Gefahren des Bergsports gedacht (Güllich starb im Auto). Aber er führte hinein in die Klettergeschichte der Fränkischen Schweiz: Gerade hier hat Wolfgang Güllich die Top-Schwierigkeiten im Sportklettern Grad um Grad nach oben verschoben.
In dieser Liga mitzumischen, war jetzt nicht das Ziel der Ausfahrt „Wandern und Klettern in der Fränkischen Schweiz“. Wohl aber, auch als Neulinge oder noch nicht so Routinierte in diese Welt handfeste Einblicke zu bekommen: Nämlich mal aus der Horizontalen mit beherzten Griffen in den Kalk abzuheben in die Welt der Vertikalen. Aber eben sich nicht nur dort zu tummeln, sondern auch wandernd unterwegs zu sein, um mehr von der schönen Franken-Alb mitbekommen.
Eine Premieren-Tour mit Versuchs-Charakter, auch für das Leitungs-Team in der Planung nicht ganz so einfach: Wie bekommt man die Mischung hin?
Eines zeigte sich vorneweg: Der Bedarf ist da, sogar eine Warteliste gab es. Breiter Konsens der Teilnehmenden war: Toll, dass es ein Angebot mit Topropes im leichten oder gemäßigten Bereich gibt.
Das funktioniert natürlich nur, wenn jemand diese Seile einhängt. Das machten die Kletter-Trainerinnen Jane Filgis und Magdalena Ritzau, beide sonst in den hohen Graden der Fränkischen unterwegs, aber genauso motiviert, der Gruppe viel Kletter-Spaß am Fels zu bieten – und ebenso Ermunterung und Tipps. War ansteckend: Da stürmten sogar zwei Teilnehmer mit Zustiegsschuhen die Routen hoch.
Und die Aufteilung Klettern/Wandern war auch kein Problem. Die bestimmte nämlich das Wetter, das den Dürresommer durch reichlich Wasser von oben auszugleichen versuchte. Damit war klar: Wenn es trocken ist, geht’s an den Fels, sonst werden die Regenklamotten einem Praxistest unterzogen. Am ersten, noch sonnigen Nachmittag der Vier-Tages-Tour klappte sogar die Kombi: über schöne Waldpfade hinüber nach Bärnfels, dort ein kleines Free Solo an der Burgfelsen-Nadel (Scrambling nennen die Briten das), dann schöne Routen am Wolfstein.
Am nächsten Tag ließ das Wetter nur noch einen trockenen Zustieg zur Breitenberg-Südwand zu – dann legte der angekündigte Dauerregen los. Aber Magdalena Ritzau kennt sich bestens aus in der Fränkischen, lotste die Gruppe um die Ecke zur Fellner Dolinenwand. Ein überhängendes Gemäuer, das am Fuß doch einige Meter trockenen Grund ließ. Normalerweise sind solche Felsen nur den Cracks vorbehalten – aber Magdalena hatte dort vorab schon eine Verschneidung ausgemacht, die tatsächlich auch leichte Routen hatte.
Trocken klettern, während es einige Meter weiter schüttete – auch mal nett. Mittags hatten die Wolken das meiste abgelassen, so dass im leichten Niesel sogar noch eine Wandertour um Gößweinstein möglich war, in die Felsenschlucht hinunter zur Wiesent und hinüber zu den Felsnadeln von Tüchersfelden.
Das Tief blieb uns auch am nächsten Tag erhalten – also war wieder Wandern angesagt. Unerschrocken erklomm die Gruppe das Walberla, eine Art Tafelberg mit steilen Fels-Abbrüchen. Rutschige Wege, wabernde Wolken, steife Böen – aber: Geht doch. Was richtige Herausforderungen sind, zeigte Magdalena dann im Fernsehraum der Pension mit seinem 70-er-Jahre-Charme: mit einer Preview ihres Vortrages (demnächst auch im B12) über eine Expedition in den Himalaya.
Am Abschiedstag war die Sonne zurück. Also nichts wie hin zu den Drei Zinnen. Über dem Fachwerkdorf Großenohe stehen sie – herrliche Felsnadeln mit Routen, die alles bieten. Und waren am Beginn der Tour noch die Dreier-Routen gefragt, ging es jetzt unbekümmert die Sechser hoch – die Gruppe war deutlich fels-akklimatisiert. Da ist, Fazit von allen, noch deutlich Lust auf mehr ...
Text und Fotos: Wolfgang Albers