Tourenbericht Wandern

32km wandern bei Nacht

Eigentlich stand ich auf der Warteliste und hatte das Abenteuer schon abgehakt. Doch als ich dann den Platz bekam, war ich sehr gespannt, wer diese Herausforderung noch wagen wollte. Sehr erstaunt war ich, als bei der Vorbesprechung ausschließlich Frauen im Seminarraum saßen. Wir alle hatten etwas Respekt vor diesem besonderen Abenteuer (zwölf bis vierzehn Stunden wandern. Circa 32km. Bei Nacht!), aber die Lust überwog, es zu wagen.

Wir, das sind Aaron, unser Wanderleiter und wie sich beim Start herausstellen sollte, auch unser Hahn im Korb. Und fünf Frauen. Ein Teilnehmer musste leider absagen. Waren die Frauen einfach schneller bei der Anmeldung um die begehrten Plätze? Oder mutiger? Oder offener für neue Herausforderungen? Wer weiß?!

Mit Bahn und Bus erreichten wir kurz vor 19 Uhr unseren Startpunkt beim Freibad Pfullingen. Gleich auf dem ersten Abschnitt Pfullingen – Schönberg absolvierten wir die meisten Höhenmeter der Tour beim Albaufstieg. Zunächst vorbei an Wiesen, dann steiler durch den Wald erreichten wir den Schönberg (Pfullinger Onderhos), und wurden mit einer tollen Aussicht im warmen Abendlicht belohnt. Alle unterhielten sich ganz angeregt. Es war spannend vom Leben der anderen Mitwanderer zu erfahren.

Auf schönen Waldwegen mit weiteren Anstiegen kamen wir kurz vor Sonnenuntergang an den Wackerstein, ein weiterer herrlicher Aussichtspunkt am Albtrauf und zugleich der höchste Punkt unserer Tour. Dort entstand auch unser Gruppenfoto. Wir hatten uns mittlerweile akklimatisiert und ich habe mich richtig wohl gefühlt in dieser Gruppe. Die Abendstimmung konnte ich voll genießen.

Weiter ging es auf Wald- und Wiesenwegen durch das NSG Won zur Nebelhöhle. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit wurden wir mit einer ersten Überraschung von Aarons Familie begrüßt. Die Stimmung war hervorragend, aber wir hatten ja noch eine ziemliche Wegstrecke vor uns, oder anders ausgedrückt … noch zehn Stunden.

Inzwischen ist auch die Dunkelheit über uns hereingebrochen, so dass wir auf den Waldwegen jetzt meist unsere Stirnlampen brauchten. Nun mussten wir uns mehr auf den Weg konzentrieren und es wurde allmählich leiser. Aaron führte uns zu einer kleinen Höhle mit Felsformationen, die wie mit Zuckerguss überzogen schienen und uns sehr beeindruckten. Kurze Zeit später erreichten wir den Gießstein mit Blick auf Unterhausen und Honau bei Nacht. Auf dem Weg entlang des Albtraufs konnten wir immer wieder Blicke auf das von Schweinwerfern angestrahlte Schloss Lichtenstein erhaschen. Eine kurze Pause am Traifelberger Skilift, mit weitem Blick in die Nacht- und dann ging`s weiter den Burgenweg entlang vorbei an beeindruckenden Felswänden nach Holzelfingen.

Im Wald waren wir von völliger Dunkelheit umgeben, konnten uns dafür umso mehr auf Geräusche und Gerüche konzentrieren. Als wir übers Feld gingen, machten wir die Stirnlampen aus, und der Mond leuchtete uns den Weg. Das war für uns ein ganz besonders intensives Naturerlebnis, das man bei Tag nicht erleben kann und wofür es sich lohnt seinen Schlaf zu opfern. Um uns herum war nur Stille. Und eine wunderbare wohltuende Luft. Die Beine wurden allmählich müder und wir machten noch eine Pause um 4 Uhr morgens am Übersberg. Kaum denkbar, dass man um diese Uhrzeit Hunger haben und etwas essen kann!

Danach kam langsam die Dämmerung und wir spürten, dass wir die Nacht fast überstanden hatten. Auf dem Ursula-Hochberg wurden wir mit einer unbeschreiblichen Morgenstimmung belohnt: Die Sonne war am Aufgehen, aber noch nicht zu sehen. Wir verweilten und versuchten alle Eindrücke intensiv wahr- und aufzunehmen. Der Höhepunkt unserer Wanderung war erreicht. So habe ich es zumindest empfunden. Danach ging es nur noch bergab, die Sonne ging auf und der Tag hatte uns wieder.

Ein unvergessliches Erlebnis!

 

Text: Ines Greitmann und Stefanie Maag

Fotos: Anne Sikora