Tourenbericht Wandern
Dolomiten-Höhenweg Nr.1
Auch für den Sommer 2022 hat Inge Belzner wieder eine Hüttentour organisiert. Diesmal ging es vom 01. bis 07. August in die Dolomiten. Die Gruppe umfasste 8 Wandernde.
Bis auf zwei Teilnehmende fuhr die Gruppe mit dem DAV-Bus ins Pustertal. Die Fahrt war sehr kurzweilig, es gab auch keine größeren Staus, so dass wir gegen 13 Uhr in Toblach auf dem Parkplatz eintrafen. Hier zeigte sich, dass Inge eine solche Tour sehr gut organisieren kann: Dieser Parkplatz lag sehr nahe am Busbahnhof, die Bustickets bis zum Startpunkt der Wandertour waren schnell gebucht und so blieb noch etwas Zeit für einen schnellen Espresso. Wir freuten uns über das hochsommerliche Wetter und hofften darauf, dass es beim bald anstehenden Aufstieg nicht zu heiß werden würde. Eine Kontrolle der Rucksäcke fand nicht statt, sonst wäre der schwere Rucksack von Peter sicher aufgefallen.
Am Pragser Wildsee, dem eigentlichen Startpunkt des Dolomiten-Höhenwegs Nr. 1, ging es los. Nach einer kurzen Rast am Ende des Sees begann der Aufstieg. Schon nach kurzer Zeit waren wir allein und konnten die Berge in Ruhe genießen. Über das Nabige Loch und die Ofenmauer ging es weiter bis zur sehr schön gelegenen Seekofelhütte. Schnell hatten wir die gut 900 Höhenmeter Aufstieg vergessen und freuten uns auf erfrischende Getränke, eine warme Dusche und das Abendessen. Jetzt waren wir in den Dolomiten angekommen.
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Süden. Vorbei an der Fodera Vedla führte der Weg zum Berggasthof Pederü im Talschluss des Rautales. Nach einer längeren Pause ging es dann wieder bergauf über weit gestufte Hochflächen zur Lavarellahütte. Peter merkte nun, dass er seine neuen Wanderschuhe nicht vorher eingelaufen hatte. Das Ergebnis waren Blasen an den Füßen, die an den nächsten Tagen ziemlich hinderlich waren. Die Lavarellahütte liegt unweit der Faneshütte und verfügt über die vielleicht höchstgelegene Kleinbrauerei in den Alpen. Hier gab es neben frisch gebrautem Bier auch ein tolles Abendessen.
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück starteten wir zur längsten Tagesetappe dieser Tour. Es ging bei bestem Wanderwetter zunächst über die Große Fanesalm, einer großartigen Hochebene mit vielen freilaufenden Pferden und Kühen. Anschließend folgte der erste lange und schweißtreibende Anstieg zum Tagedajoch. Oben angekommen hatten wir nicht nur die fast 2500 m Höhe gespürt, sondern auch, dass es hier ziemlich kalt und windig wurde. Aber die Aussicht von hier oben war beeindruckend. Der Blick zurück nach Norden in Richtung Fanesalm und Seekofel. Nach Süden sahen wir in der Nähe unglaublich beeindruckende Felsformationen, den Lagazuoisee, dahinter den Aufstieg zum Rifugio Lagazuoi und im Hintergrund zahlreiche Gipfel, denen wir uns in den nächsten Tagen noch nähern sollten.
Danach folge ein sehr steiler Abstieg zum Lagazuoisee. Dieser Wege war mit sehr hohem Aufwand ausgebaut und gesichert worden. Am See folgte eine Pause, in der Gudrun, Steffi und Anke die Gelegenheit zum Schwimmen im kalten Wasser nutzten.
Anschließend erfolgte der zweite, lange Anstieg zur Rigugio Lagazuoi. Man sah die Hütte und die benachbarte Seilbahnstation schon lange vor sich, aber der Weg zog sich hin. Hier durchwanderten wir ein Gebiet mit vielen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg. Alte, teilweise zerfallene Gebäude, Stacheldraht, weiter oben Kriegsstollen und Stellungen der Österreicher. Diese Bergregion war vor über 100 Jahren sehr umkämpft und das Leben für die Soldaten hier sehr entbehrungsreich.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann ziemlich müde die Lagazuoihütte (2.752 m), immerhin hatten wir während des Tages über 1.100 m Höhenmeter überwunden. Der Rundumblick von hier oben war grandios. Im Osten die riesige Wand der Tofane, im Westen die Puezgruppe und die Hochebene der Sella. Daneben die Marmolada, auf der wir auch erkennen konnten, wo vor einigen Wochen ein großer Gletscherabbruch eine Tragödie ausgelöst hatte. Und im Süden sahen wir unsere nächsten Ziele, die Nuvolaohütte und etwas dahinter den Monte Pelmo. Das Abendessen war auch auf dieser Hütte wieder vorzüglich. Wie auf den anderen Hütten auch, war es selbstverständlich, dass es eine gute vegetarische Alternative gab und auf besondere Allergieprobleme bzw. bei einer Glutenunverträglichkeit sehr gewissenhaft Rücksicht genommen wurde. Wir verpassten hier oben auch nicht den Sonnenuntergang mit seinem beeindruckenden Farbenspiel.
Nach dem wieder sehr reichhaltigen Frühstück starteten wir zuerst zu einem kurzen Abstecher auf den Gipfel des Kleinen Lagazuoi, mit 2.778 m dem höchsten Punkt unserer Tour. Die Aussicht war wieder phänomenal.
Danach erfolgte der Abstieg. Neben der Seilbahnstation begann der Weg in Richtung der “Galeria”, einem Stollensystem, das im 1. Weltkrieg angelegt wurde. Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir den Eingang in die engen Stollen der Galeria Lagazuoi. Dieses Tunnelsystem überwindet mehrere hundert Höhenmeter und vermittelt einen beklemmenden Eindruck des Stellungskrieges an der Dolomitenfront.
Unten angekommen stiegen wir zum Falzaregopass ab und auf der gegenüberliegenden Seite ging es wieder bergauf, wir passierten das Rifugio Averau und erreichten nach einem kurzen Schlussanstieg das Rifugio Nuvolau. Diese Schutzhütte befindet sich auf dem Gipfel des Berges Nuvolau in 2.575 m Höhe. Auf der Terrasse gab es neben vorzüglichem Apfelstrudel auch wieder einen unvergleichlichen Rundumblick. Einzig der erste Regenschauer am späten Nachmittag störte hier ein wenig.
Am Freitagmorgen ging es weiter in Richtung Monte Pelmo. Der nicht anspruchsvolle, aber lange Abstieg führte uns zunächst an den Cinque Torri vorbei hinunter ins Valle Formin. Anschließend ging es über eine steinige bewaldete Flanke zur Nordschulter des Croda-da-Lago-Kamms bergauf. Kurz bevor ein Regenschauer losging, erreichten wir das Rifugio Croda da Lago am Fedèrasee. Auf ein sonst sicher erholsames Bad im See verzichteten wir an diesem Tag.
Nach dem Abendessen mussten wir uns leider mit einer Runde Zirbenschnaps von Anke verabschieden. Sie musste am nächsten Morgen sehr früh absteigen. Auf sie wartete eine weitere wichtige Verpflichtung, sie fuhr in Diensten des DAV Tübingen weiter nach Andermatt.
Am nächsten Morgen ging es für uns in Richtung Rifugio Città di Fiume weiter zum Passo Staulenza, den wir auch bald erreichten. Ab hier verließen wir den Dolomiten-Höhenweg, unser Ziel war das Rifugio Venezia. Nach einem leichten Anstieg führte der Weg etwa entlang der Baumgrenze um den Monte Pelmo herum. Jetzt begann es leider zu regnen, und der Weg war insbesondere im letzten Abschnitt ziemlich nass, schlammig und rutschig.
Nicht nur die Witterung trübte an diesem Abend unsere Stimmung. Zum einen fühlte sich Steffi K. etwas erkältungsgeplagt (die Coronatests waren negativ), zum anderen waren wir in einem größeren Lager untergebracht. Wir erholten uns aber schnell und das Kartenspielen in vertrauter Runde war ebenfalls sehr lustig; nicht jeder kannte bislang das Spiel “Hornochsen”.
Zum ersten Mal gab es hier ein eher spartanisches Frühstück. Vor uns lag ein langer Abstieg auf einem Schotterweg talabwärts in Richtung Villanova.
Gegen 11 Uhr erreichten wir Borca di Cadore, wo wir dann auf den Bus nach Cortina d’Ampezzo warteten. Dort hatten wir etwas Zeit für einen Abstecher in die Fußgängerzone. An diesem Sonntagmittag war hier richtig viel los, und wir merkten, dass wir so viel Umtrieb nicht mehr gewohnt waren. Anschließend fuhren wir weiter per Bus nach Toblach. Unterwegs konnten wir dabei nochmals die Drei Zinnen aus der Nähe bewundern.
Mit viel Wehmut kamen wir schließlich in Toblach an. Inge steuerte dann den DAV-Bus zurück nach Tübingen, wofür wir ihr auch sehr dankbar sind. Wir konnten entspannt im Auto sitzen und an die schöne gemeinsame Zeit zurückdenken.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei unserer Wanderleiterin Inge sehr herzlich bedanken. Sie hat nicht nur diese Tour bis ins Detail sehr gut organisiert, sie zeichnete sich auch als sehr ruhige und umsichtige Führerin sehr aus. Gern erinnern wir uns auch an die Vorstellung der Tour im DAV-Heft: “Auf einem der schönsten Höhenwege, der trotz seiner Bekanntheit nichts an Faszination verliert, durchwandern wir die immense landschaftliche Vielfalt der Dolomiten mit mystisch verklärten Fanesbergen, himmelstürmenden Felsburgen und weiten Hochflächen vom Pragser Wildsee aus Richtung Süden.” Hier hatte uns Inge nicht zu viel versprochen. Es war eine tolle Tour, an die wir gerne zurückdenken.
Liebe Inge: Vielen Dank für diese schöne Zeit!
Text: Peter Kienzle
Fotos: Inge Belzner, Peter Kienzle, Gerhard Müller