Tourenbericht

Skitouren im Namloser Tal – mal Tschachaun! 23.-25.02.2024

#palatschinken; #skianschnallen

Dem Klimawandel geschuldet, oder nur eine zufällige Anhäufung persönlicher Erlebnisse - in jedem Fall fand Anfang Februar wieder mal eine Tourenvorbesprechung unter schwierigen Vorzeichen statt: Das SLF-Schneehöhen-Diagramm zeigte für die Schweiz im Langzeit-Vergleich rekordverdächtig niedrige Werte und im restlichen Alpenraum sah es nicht besser aus. Darüber hinaus noch eine Wetterprognose, welche die Motivation der Teilnehmenden auf den Prüfstand stellte.

Nach kurzem Für und Wider und Abstecken des möglichen Erwartungshorizonts fiel jedoch recht schnell der Entschluss unser Glück zu versuchen und so machten sich am Freitag morgens zehn Teilnehmende auf den Weg nach Bichlbach, um dort unser Team mit Teilnehmerin Nr. 11, welche direkt aus Innsbruck anreiste zu komplettieren.

Schon im Tal herrschte der vorhergesagte Schneefall, bei noch leichten Plusgraden jedoch ohne eine nennenswerte Schneedecke zu erzeugen, weshalb wir den Ausgangspunkt unseres ersten Gipfelziels, des Galtjochs problemlos erreichten.

Bereits im Aufstieg durch den tief verschneiten Winterwald, entlang eines idyllischen Bächleins kamen, alle Naturfreunde auf vollen Genuss. Fast problemlos erreichte die ganze Gruppe den Gipfel des Galtjochs, eine gesundheitlich angeschlagene Teilnehmerin unter der geduldigen Begleitung von Frank als Nachzüglerin. Der Sturm am Gipfel und die Aussicht auf, die beim Aufstieg bereits passierte und bewirtschaftete Ehenbichler-Alm ließen uns die Abfahrt bei schönem Schnee und diffusem Licht schnell antreten.

Abends bezogen wir unser Quartier im einfachen und deutlich in die Jahre gekommenen, aber von der Familie mit umso mehr Herzblut und Engagement bewirtschafteten „Gasthof Kreuz“ in Namlos. Nach herrlich heißen Duschen und individuellen Yoga-Sessions gab es ein für alle Wünsche etwas passendes Abendessen und gemütlichen Abend mit Tourenplanung für den nächsten Tag.

Die gesundheitlich angeschlagene Teilnehmerin musste das Wochenende leider verfrüht beenden und reiste ab, wurde jedoch noch am selben Abend von einer hochmotivierten Nachrückerin ersetzt. Das ist mal echte Motivation!

Der Blick auf den abendlichen LLB deutete es schon an- die in den letzten Tagen massiv schwankenden Prognosen bezüglich der vorhergesagten Schneemengen entwickelten sich eher in Richtung einer angespannten Lage mit relevanten Neuschneemengen, welche unter starkem Windeinfluss fielen. Für das benachbarte Stubai war sogar die Stufe vier oberhalb der Waldgrenze vorhergesagt, aber auch uns schränkte die Vorhersage die Auswahl deutlich ein.

Mit entsprechenden Hilfsmitteln und dem Knowhow unserer Guides Gabi und Frank, sowie Morris als Helfer, wurde die „Hintere Steinkarspitze“ als vertretbares Gipfelziel auserkoren.

Im Aufstieg wurde praktisches Wissen zur Lawinenkunde vermittelt, abgefragt und angewandt, sowie eine umsichtige Routenwahl geübt, welche uns den ersten Traumhang als Zwischenabfahrt bescherte. Anschließend erreichte die ganze Gruppe bei drohenden dunklen Wolken den Gipfel. Pünktlich nach dem Abfellen besserten sich die Sichtverhältnisse und es folgte eine Abfahrt, welche auch bei verwöhnten Powder-Junkies keine Wünsche offenließ, das ganze gekrönt von einer Mittagspause bei jetzt, nur einer halben Stunde später, herrlichstem Kaiserwetter.

Auf Grund der großartigen Verhältnisse wurden anschließend verschiedene Hänge in diversen Gruppenaufteilungen noch einmal gefahren, bevor wir wieder etwas erschöpft und „ausgepowdert“ in unser Quartier zur bereits vom Vorabend bekannten Abendroutine zurückkehrten.

Für den letzten Tag entschlossen wir uns, dank einer entschärften Lawinenlage mit dem Tschachaun einen der großen und prominenten Gipfel direkt vor der Haustür anzugehen. Auch hier zeigte sich wieder der Zustieg durch ein wildes und schön verschneites Flusstal äußerst reizvoll und förderte bei zahlreichen kleinen Bachquerungen die Ab- und Anschnall-Routine der Teilnehmenden. Zwei Teilnehmerinnen entschlossen sich auf den letzten Teil des Aufstiegs bei fraglicher Aussicht auf eine Erreichbarkeit des Gipfels und Bedenken bezüglich der Abfahrtsverhältnisse zu verzichten und wurden deshalb vorzeitig von Gabi zurückbegleitet. Die verbliebenen Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen von Frank und Morris unter dem Motto „Bis zur nächsten Kuppe- und dann mal schauen!“ Etappenweise geführt. Das Glück war uns hold, die Triebschneeansammlungen waren kleinräumiger als gedacht, beziehungsweise ließen sich gut umgehen, so dass wir unverhofft nach noch kurzem Einsatz der Harscheisen in der abgeblasenen Gipfelflanke bei strahlendem Sonnenschein und eisigem Sturm zu acht auf dem Gipfel des Tschachaun stehen durften.

In der Abfahrt war dann von allem etwas geboten: Bruchharsch, schwerer Schnee und Pulver, sowie die zahlreichen aus dem Aufstieg bereits bekannten Bachquerungen.

Was sonst noch zu berichten bleibt, wäre das bei den meisten Touren nicht unwesentliche „drum-herum“: Bei der Abschlussbesprechung waren sich alle einig, dass wir uns insgesamt sehr einig waren, dass die Unterkunft uns allen taugte und vom Essen trotz reichlicher Portionen nie etwas übrig blieb (Wobei Kulinarik sowieso groß geschrieben wurde- sei es beim Austausch von Familienrezepten und Traditionen zum Thema Süßspeisen oder beim Brainstorming für Methoden die hofeigenen Hühner zu Höchstleistungen zu motivieren um für Nachschub an Palatschinken mit Vanillesoße, Eis und Sahne zu sorgen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Guides Gabi und Frank, sowie Morris als Anwärter für die ganze Organisation, Betreuung, Motivation, Wissensvermittlung und was sie noch alles geleistet haben.

Friedemann Kröhnert

Fotos:
Aufstieg im Schneetreiben am Galtjoch: Morris Brodt
Aufstieg im Sonnenschein zur Hinteren Steinkarspitze: Morris Brodt
Jubel an der Hinteren Steinkarspitze: Schirin Garkisch
Pause nach Powderabfahrt: Morris Brodt
Aufstieg zum Tschachaun mit Sicherheitsabständen:Frank Werner
Gipfelglück am Tschachaun: Morris Brodt